Montag, 4. Februar 2013

Die Beerdigung meines Vaters

der tag ist gekommen. endlich!
einige leute haben sich eingefunden, verwandtschaft und freunde der eltern.
nicht alle. einige fehlen. ich nicht.
auf diesen tag habe ich lange gewartet, sehr lange. um so schöner, ihn endlich erleben zu dürfen.
ich scheiss auf die leute alle, die mit dabei sind, ausser meine mutter und meinen bruder.
meine mum hat nicht den billigsten sarg gekauft... sonst schaut sie immer aufs geld. ich denke, sie hat sich den und all den anderen schnickschnack vom beerdigungsinstitut aufschwatzen lassen.
verkäufer übten schon immer eine grosse magie auf sie aus, und sie kann schlecht nein sagen.
das mit der zeremonie in der trauerhalle hätten wir uns sparen können. so ein blödsinn!
ein gedöns, so unnütz wie pickel und klabusterkugeln. und der pfaffe... heilige scheisse, sag ich nur. immer schön so tun als ob. den schein wahren. und jetzt tun sie alle, als ob sie wahnsinnig betroffen sind.
sogar meine mum weint. ich versteh das nicht. müsste sie nicht froh sein? endlich frei, endlich niemand mehr, der ihr wehtut?
ich bin froh dass er abgekratzt ist, bevor er ihr was schlimmeres antun konnte!
sie hat angst vor der einsamkeit... oder? ich weiss es nicht.
vielleicht brauchte sie das, was er ihr gab, auch wenn es nur schläge, tritte und demütigungen waren...
wegen eines solchen mannes sollte jede frau sich schämen!
und nicht immer nur so tun als ob die welt ja so in ordnung wäre.
nun ist er weg. nein, nicht ganz...
der teure sarg wird runter gelassen. nun ist es soweit. ich bin nervös, aufgeregt. alle gucken mich an. ich hab dafür gesorgt, dass ich die erste bin am grab.
eine rose habe ich mir besorgt. eine schwarze mit einer roten schleife unterhalb des blütenkelchs.
alle gucken doof, weil sie nicht wissen was das soll.
diese rose nennt sich "todesrose", und bedeutet, dass der mensch, dem sie gegeben wird, es verdient hat, zu sterben.
dann die obligatorische handvoll erde. ich nehme viel davon. ich werfe sie aber nicht in den schacht, nicht auf den sarg, sondern vor meine füsse. dann schubse ich die erde mit dem fuss hinein. verächtliche und missbilligende blicke... ich spüre, wie sie brennen. ich höre im kopf die fragen, aber fragen tut mich niemand. wie immer. eigentlich wollte ich noch hinterherspucken. das trau ich mich dann doch nicht. ich werde das aber nachholen, ich weiss ja wo sein drecksgrab ist.
und wenn sie fragen, werde ich sagen: "ihr habt mir noch nie zugehört. warum jetzt? denkt was ihr wollt, das tatet ihr immer, mir egal".
ich gehe weg. den rest will ich mir nicht geben.
ich scheiss auf die anderen leute da!
ich hoffe nur, meine mum hasst mich jetzt nicht...

also, der alte ist leider noch nicht tot, aber er ist auf dem besten weg dahin. der viele alkohol trägt hoffentlich schnell dazu bei. und allein der gedanke an diese zeremonie, meine fantasie, gibt mir kraft!